40 Jahre Saturday Night Fever

Foto: Andreas Ryll

Spiegelkugeln wie diese gab es schon in den 1920er Jahren. Im Film „Berlin: Sinfonie der Großstadt“ 1927 war bereits eine dieser Spiegelkugeln zu sehen. Später auch unter anderem im Klassiker „Casablanca“.

In den 1970er Jahren breiteten sich die Diskotheken in Deutschland schnell aus. „Medial wurde dies durch Fernsehsendungen verstärkt“, sagt Dr. Dr. Michael Fischer vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Am prominentesten sei die zwischen 1971 und 1982 im ZDF ausgestrahlte Sendung „Disco“ mit dem legendären Moderator Ilja Richter gewesen, so der Experte in einer aktuellen Pressemitteilung. „Den endgültigen Durchbruch erlebte die ‚Diskowelle‘ mit dem Erfolg des Films ‚Saturday Night Fever‘, der im Dezember 1977 in die US-amerikanischen Kinos kam“, erläutert Fischer. Mit dem Filmerfolg verknüpfte sich auch der Erfolg des Soundtracks, der überwiegend von der Gruppe „Bee Gees“ gestaltet wurde. In Westdeutschland sei der Film 1978 unter dem etwas biederen Titel „Nur Samstag Nacht“ zu sehen gewesen. „Er entfaltete eine enorme Wirkung und lenkte die Aufmerksamkeit auf die ‚Disco‘, verstanden als Veranstaltungsort und -form, Musik- und Tanz­stil sowie als neue Form der Jugendkultur.“
Das Diskoflair habe jedoch schon vor dem Film in der Luft gelegen. Ende der 1950er Jahre begannen die ersten Lokale, ihre Gäste mit Schallplatten zu unterhalten. „Für die Gäste hatte dies den Vorteil, dass sie stets das Original hörten, schon beim Rock’n’Roll mit seinen Stars war dies ein wichtiges Argument für den Kauf einer Platte.“ Und für die Wirtinnen und Wirte seien Schallplatten und ein Diskjockey, der diese auflegte und moderierte, einfach billiger gewesen. Bis in die 1970er Jahre hinein habe es auch Lokale gegeben, die in einem Raum ganz unterschiedliche Alters- und Interessensgruppen bedienten. In der Forschungsliteratur sei zu lesen: „Wo nachmittags Teens zu ‚Waterloo‘ von Abba hotteten, drehten sich abends die Eltern zu Chris Roberts ‚Ich bin verliebt in die Liebe‘. Und regelmäßig frönten auch die Rentner ihre Vorliebe für Rudi Schuricke oder für andere volkstümliche Töne“.
1979 und 1980 soll es in der Bundesrepublik bereits zwischen 8.000 und 9.000 Diskotheken gegeben haben. „Die neuen Angebote sollten Jugendliche in infrastrukturell eher unterversorgten und bis dato gesellschaftlich traditionell geprägten Gebieten ansprechen.“ Fischer zufolge diente die Diskothek auch als Ausgangspunkt zum Kennenlernen, zum Flirten und zum Anbahnen von Freundschaften beziehungsweise sexuellen Begegnungen. „Was dies betrifft, brachte es ‚Badische Zeitung‘ 1996 so auf den Punkt: ‚Nur zum Tanzen in die Disco? Von wegen! Die Hauptsache ist das Flirten.‘“ Dr. Dr. Michael Fischer ist der Geschäftsführende Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die  Geschichte populärer Kultur und Musik seit der Frühen Neuzeit. Momentan beschäftigt er sich mit den ländlichen Diskotheken im Schwarzwald.

Weitere Informationen zum Thema von Dr. Dr. Michael Fischer.