Konstruktiver Journalismus statt Glaskugel

„Journalismus ist die bestmögliche Version von Wahrheit“, schreibt Ulrik Haagerup in seinem Buch „Constructive News“. Müssen es denn immer die schlechten Nachrichten sein, die landauf landab die Nachrichtenwelt bestimmen? Haagerup sagt und belegt, dass nicht nur Kriege, Krankheiten und andere Dramen in die Schlagzeilen gehören. Die Menschen sind es satt, immer nur Katastrophen übermittelt zu bekommen. In der ZDF „Heute-Show“ (Ausgabe vom 20.10.2017) machen sich Oliver Welke und sein Team bereits lustig über die Berichterstattung zu den Sondierungsgesprächen der neuen Regierungskoalition. Und in der Tat haben sie Recht. Wo liegt der Nachrichtenwert, stündlich über etwas zu berichten, das selbst Journalisten nur von außen beobachten? Dann werden Experten zu Rate gezogen und es wird spekuliert, was das Zeug hält. Wieso können Redaktionen nicht einfach die Politiker sondieren lassen? Und wenn sie fertig sind, die Koalition steht, dann wird eine profunde Berichtertstattung abgeliefert. Mit konstruktiven Ansätzen, so daß jeder Rezipient seinen Nutzen daraus ziehen kann. Was nutzen tägliche Spekulationen und Glaskugellesen, wenn es im Endeffekt dann doch anders kommt.

Gut, dass es Initiativen wie „Perspective Daily“ gibt. Da geht es nicht um die Quote, sondern um konstruktiven Journalismus. Es gibt unzählige Themen, über die Redaktionen berichten können. Warum nicht mal ein kreatives Redaktionsmeeting abhalten, statt den Terminkalender abzuarbeiten. Warum nicht mal Leser, Hörer, Zuschauer mit kreativen Themen überraschen, fragt sich der Mönchengladbacher Journalist Andreas Ryll. Konstruktiver Journalismus bietet ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten!